Bei einer offenen Mundhaltung fehlt der Lippenkontakt. Der interorale Unterdruck, der für die regelrechte Funktion der orofazialen Muskulatur unabdingbar ist, kann nicht aufgebaut werden. Die Zunge liegt, nicht wie vorgesehen am Gaumen, sondern orientierungslos im Unterkiefer und stützt sich ab, da wo sie Kontakt findet.

Häufig ist die Zunge an oder zwischen den Zahnreihen gelagert und löst von dieser inkorrekten Zungenposition den Schluckvorgang aus.

Die offene Mundhaltung und die meist damit einhergehende Mundatmung sind Ursprung vieler Myofunktioneller Störungen (MFS) mit Auswirkungen auf den gesamten Körper und seine Gesundheit:

  • Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen
  • Belüftungsstörungen des Mittelohrs, Neigung zu Mittelohrentzündungen, mögliche Hörminderung mit Sprachentwicklungsstörungen
  • Verengte Nasengänge, Verminderung des Geruchsinns
  • Sauerstoffmangel: Dem Körper wird 48% weniger Sauerstoff zugeführt als bei der Nasenatmung. Mögliche Folgen sind Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, blasse Hautfarbe u.a.
  • Schnarchen und andere Schlafprobleme
  • Verkürzte Oberlippe und wulstige, schwache Unterlippe
  • Rissige, trockene, spröde Lippen und Hautirritationen um den Mund
  • Entmineralisierung der Zähne und Karies
  • Vergrösserte Gaumen- und Rachenmandeln
  • Vermehrter Speichelfluss (Hypersalivation)
  • Kiefer- und Zahnfehlstellungen (z.B. offener Biss)

Das Leitsymptom Myofunktioneller Störungen ist die offene Mundhaltung [OMH] (…). Rezidivierende Infekte können die Entwicklung von OMH und Mundatmung fördern und vice versa (…). OMH sollte als interdisziplinäres Problem betrachtet werden. Fehlatmung hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Sowohl beim Schnullergebrauch [u. ä.] als auch bei der offenen Mundhaltung kann die Zunge ihre Funktion als Kieferformerin nicht wahrnehmen.

– M. Furtenbach, 2016

Eine offene Mundhaltung geht mit Haltungsschwächen und Fehlhaltungen einher. Die Gründe für diese Gewohnheit sollten möglichst früh erkannt und  therapiert werden.